Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen

Gesellschaft Band 146 - Heft 2 1996 pp 728

Jörg Adelberger

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DAVID ZEITLYN: Sua in Somié. Aspects of Mambila Traditional Religion. Sankt Augustin: Academia Veriag 1994. 260 S., Karten u. Diagramme (Collectanea Instituti Anthropos 41.) ISBN 3-88345-375-7, 78,00 DM.

Sua in Somié: hinter diesem etwas rätselhaftenTitel verbirgt sich eine beachtenswerte Studie über die im Grenzgebiet von Kamerun und Nigeria lebenden Mambila und ihre traditionelle Religion. Der Hauptteil dieser Gruppe lebt in Nigeria, und die wenigen bisher verfaßten Arbeiten befassen sich auch mit den Nigerianischen Mambila. ZEITLYN hat seine Feldforschungen hauptsächlich in Somié, einer der drei Hauptsiedlungen der Mambila in Kamerun, durchgeführt. Das vorliegende, aus einer Dissertation entstandene Buch schließt somit eine Lücke im ethnographischen Wissen über diese Region.

Im Vorwort spricht ZEITLYN einige theoretische Probleme an, die im Zusammenhang mit seiner Untersuchung auftauchten, insbesondere die Schwierigkeit, das religiöse System einer Kultur zu beschreiben, in der es keine Tradition elaborierter Reflexion über religiöse Handlungen und Konzepte gibt.

Im ersten Kapitel präsentiert er sodann einen ethnographischen Überblick, wobei er sich vorwiegend auf die Mambila von Somié bezieht, und geht dabei auf Aspekte des Verwandtschaftssystems, der politischen Struktur und der Wirtschaft ein. Eine Beschreibung von Lebenskrisenritualen beschließt das Kapitel und leitet zum nächsten über, in dem die verschiedenen religiösen und rituellen Institutionen, wie Hexerei und Divination, dargestellt werden und der Begriff sua einführend erläutert wird. Sua ist ein zentrales Konzept in der traditionellen Religion und kann sowohl den Komplex der Maskeraden als auch den Prozeß des Schwörens/Ablegens von Eiden bezeichnen. Während der Schöpfergott ,Chàng "is the ultimate cause and reason, sua [is] the ultimate means of action" (S. 103). Die folgenden Kapitel sind der empirische Kern der Arbeit. In ihnen werden verschiedene sua detailliert untersucht und die dabei aufgenommenen Texte in ihrer englischen Übersetzung wiedergegeben. Den an der Mambila-Sprache interessierten Lesern wird angeboten, die Originaltexte und deren wörtliche Übersetzung auf elektronischem Wege über E-mail aus dem Oxford Text Archiv zu beziehen.

Im Schlußkapitel diskutiert ZEITLYN die theoretischen Implikationen seiner Arbeit und stellt sie in den Kontext wissenschaftstheoretischer Diskussionen.

Insgesamt repräsentiert der Band die Tugenden der britischen Sozialanthropologie mit einer soliden empirischen Grundlage auf der einen und einer elaborierten theoretischen Perspektive auf der anderen Seite. Bemerkenswert ist die Behutsamkeit, mit der sich ZEITLYN seines Themas annimmt, stets darauf bedacht, nicht seine Interpretationen den gesammelten Daten aufzuzwingen und keine unzulässigen Verallgemeinerungen vorzunehmen. J. A.